KOBLENZ. -dko- Nach wochenlanger Suche hat Fußball-Regionalligist TuS Koblenz endlich ein Stadion gefunden für das DFB-Pokalspiel gegen Dynamo Dresden: Die Partie wird am Freitag, 11. August (19 Uhr), in Zwickau ausgetragen – 430 Kilometer von Koblenz entfernt.

Von „Heimspiel“ kann da wirklich keine Rede mehr sein. Dabei war die Euphorie im TuS-Lager nach dem Gewinn des Rheinlandpokals und der damit verbundenen Qualifikation für den DFB-Pokal riesig. Die Auslosung bescherte den Koblenzern mit Dynamo Dresden einen Traditionsverein aus dem Osten.
Mittlerweile muss man allerdings feststellen, dass dieses Los wohl das ungünstigste überhaupt war. Denn bei jedem anderen Gegner hätten die Koblenzer wahrscheinlich eine Ausweichstätte gefunden für das Stadion Oberwerth, das derzeit renoviert wird und erst Mitte September wieder zur Verfügung steht. Bei Dresden winkten die Kommunen jedoch reihenweise dankend ab. In der gemeinsamen Pressemitteilung der TuS und des DFB heißt es: „Zuvor hatte der Verein aus zahlreichen Städten eine Absage erhalten, was vermutlich unter anderem auch auf das Verhalten einiger Zuschauer beider Vereine bei Auswärtsspielen in der vergangenen Saison zurückzuführen ist.“ Die TuS-Anhänger gleichzusetzen mit den Dynamo-Ultras, die u. a. im Mai mit einem Marsch durch Karlsruhe im Kriegs-Outfit Angst und Schrecken verbreitet hatten, bedarf schon viel Fantasie.

Überhaupt macht die TuS bei der ganzen Geschichte gute Miene zum bösen Spiel und bedankt sich artig beim DFB und der Stadt Koblenz, „die uns mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützt haben“.
Ein „Danke für nichts“ träfe es wohl besser. Denn der DFB bestand zunächst auf den Termin, nun war plötzlich eine Verlegung vom Samstagnachmittag auf den Freitagabend kein Problem, was die Anreise für die Koblenzer Zuschauer noch zusätzlich erschwert.
Seltsam: Bei der Partie Würzburg gegen Bremen wurde seitens des DFB anders verfahren. Die Würzburger dürfen aus Lärmschutzgründen keine Abendspiele im eigenen Stadion austragen. Statt die Partie von Samstagabend (20.45 Uhr) auf den Nachmittag vorzulegen, müssen die Würzburger nach Offenbach ausweichen.

Der OB wird plötzlich zum Edelfan

Die Stadt wird nicht müde zu betonen, dass sie die TuS bei der Stadionsuche tatkräftig unterstützt habe und die derzeitigen Baumaßnahmen im Stadion Oberwerth (Gesamtkosten: 3,2 Mio. Euro) unumgänglich gewesen seien. „Eine Unterstützung der TuS Koblenz durch die Stadt für den mit der Verlegung des Spielortes für das Pokalspiel entstehenden Mehraufwand wird erfolgen“, erklärt Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig. Wie diese Unterstützung genau aussehen soll, bleibt jedoch offen. Allein die Kosten für die Nutzung des Stadions in Zwickau betragen mehr als 50 000 Euro.
Der OB, zum letzten Mal im November 2015 im Stadion Oberwerth gesehen, wird plötzlich zum Edelfan und will das Team selbst vor Ort anfeuern, wie er auf seiner Homepage ankündigt: „Mit Dynamo Dresden haben wir einen sportlichen Gegner, der nur zu bezwingen ist, wenn wir die TuS unterstützen, hinfahren und ‚wie ein Mann‘ hinter unserem Verein stehen. Ich werde das auch tun und erstmals an einem Auswärtsspiel (das eigentlich ein Heimspiel sein sollte) teilnehmen und unsere Jungs unterstützen.“

OB-Flucht vor der AfD?

Diese „Dienstreise“ von Joachim Hofmann-Göttig nach Zwickau fällt ausgerechnet auf den 11. August, an diesem Tag plant die AfD eine Wahlkampfveranstaltung im Forum Confluentes in Koblenz, bei der mit massiven Protesten gerechnet wird.
Bei den meisten Fans kommt die Aktion des Stadtoberhaupts übrigens gar nicht gut an. Ein User bringt es im Gästebuch auf der Homepage des OB auf den Punkt: „Herr Oberbürgermeister, mit Ihrer Aufforderung „ . . . die TuS unterstützen, hinfahren und wie ein Mann hinter unserem Verein stehen“ verspotten und verhöhnen sie alle Fans unserer TuS! Denn im Gegensatz zu Ihrer Dienstfahrt mit Chauffeur können es sich die allerwenigsten Fans unserer TuS leisten, an einem Freitagabend ca. 900 km über die Autobahn zu kutschieren, um ihre Mannschaft zu unterstützen.“