KOBLENZ. -mdz- Das passte: Innenminister Roger Lewentz stellte die Kriminalitätszahlen des Landes vor und unmittelbar darauf der Koblenzer Polizeipräsident die seines Präsidiums – immerhin das größte des Landes. Dennoch sind die Tendenzen von Bezirk und landesweit nicht etwa gleich.
Es wird immer März, bis alle Zahlen des Vorjahres ausgewertet sind. Die jetzt vorliegende Bestandsaufnahme von 2016 birgt viel Positives und vertieft dennoch polizeiliche Sorgenfalten. So ist die Zahl der erfassten Straftaten innerhalb eines Jahres zurückgegangen und sind Aufklärungsquoten in Einzelbereichen gestiegen.
Weniger Straftaten
74 267 Straftaten wurden 2016 im Bereich des Koblenzer Polizeipräsidiums, der ungefähr dem des nördlichen Rheinland-Pfalz entspricht, erfasst. Das sind 1378 weniger als noch 2015. Damit ist nach einem Höchststand vor zwei Jahren jetzt wieder ungefähr das Niveau von 2012 erreicht – eine beruhigende Tendenz, wie Wolfgang Fromm in seiner Funktion als Koblenzer Polizeipräsident konstatiert: „Das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, ist nirgendwo im Land geringer, als im Bezirk des Polizeipräsidiums Koblenz.“
Sorgenkind Gewalt
Polizeidirektor Christoph Semmelrogge legte allerdings den Finger in die offenste Wunde: Die Gewalt und Gewaltbereitschaft gegen Polizisten hat beträchtlich zugenommen: 753 Strafanzeigen liegen in diesem Bereich vor, 222 mehr als noch 2015; 69 Beamte wurden ambulant, drei stationär behandelt. Auch Rettungsdienstmitarbeiter haben Semmelrogges Ausführungen zufolge mit verstärkter Respektlosigkeit und Widerständen zu tun. Hier erwiesen sich schon jetzt die von Polizeibeamten getragenen Bodycams als wirkungsvolles Abschreckungsmittel: Die Angst vor Identifizierung aufgrund erfolgter Aufzeichnung wachse.
Auch insgesamt verzeichne das Großthema Gewalt einen Anstieg: 2196 Fälle ereigneten sich 2016, knapp 83 % davon seien bereits aufgeklärt. Beim Delikt Raub betrage die Aufklärungsquote knapp 60 %, 340 waren es an der Zahl. Inklusive Handtaschendiebstählen komme die Zahl der Rauüberfälle auf 5076.
Mehr Einbruchsdelikte
Nach wie vor große Sorgen bereite das Thema Einbrüche, vor allem bei den Wohnungseinbrüchen: Im Gegensatz zur landesweit leicht abnehmenden Entwicklung verläuft die Tendenz im Zuständigkeitsbereich des Koblenzer Präsidiums immer noch ansteigend: 2187 Fälle im Jahr 2016 stehen 2060 Fällen im Vorjahr gegenüber. Die Aufklärungsquote allerdings hat sich hier auf 16,6 % knapp verdoppelt.
Hohe Dunkelziffern
Apropos Aufklärung: In der Betäubungsmittelkriminalität beträgt diese Quote inzwischen stolze 94,4 %, in Sachen Internetkriminalität ebenfalls beachtliche 88,2 %. Hier gebe allerdings die wahrscheinlich hohe Dunkelziffer immer noch Anlass zu großer Sorge.
Thema Zuwanderer
Fromm ging auch auf das Thema Flüchtlingskriminalität ein: „Auf der einen Seite ist es ein wichtiges Thema, auf der anderen kein beunruhigendes.“ 4960 Anzeigen gegen Zuwanderer wurden 2016 gestellt, davon aber exakt 2011 lediglich in Bezug auf fehlende oder unvollständige Ausweispapiere. Immerhin 931 Fälle betrafen Rohheitsdelikte, die vor allem dort vorkamen, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenlebten. Insgesamt rund 6500 Zuwanderer leben im Wirkungsbereich des Koblenzer Polizeipräsidiums.
Politische Motivationen
Politische Straftaten stellten im Gegenzug, so Fromm abschließend, „eher eine Randerscheinung“ dar: 173 Straftaten (davon sieben Gewaltdelikte) gelten als rechtsextrem motiviert, 29 Straftaten als linksextrem Der rechte Rand vergehe sich überwiegend mit Volksverhetzung (Aufklärung 72,3 %), der linke durch Sachbeschädigungen (Aufklärung 12,1 %).