– von Jochen Krümmel –
Mit deutlichem Vorsprung setzte sich der 60-Jährige gegen seinen Herausforderer Franz Haas (54) durch. Laut vorläufigem Endergebnis erhielt der Sozialdemokrat 78,2 % der Stimmen. Sein Gegenkandidat, der keiner Partei oder Liste angehört, kam auf 21,8 %. Die Wahlbeteiligung lag bei 39,6 %. Zur Wahl aufgerufen waren 23 579 Andernacher.
Wirklich überrascht hat das Wahlergebnis in der Bäckerjungenstadt niemanden. Denn der Vollblut-Kommunalpolitiker Hütten regiert in Andernach als Oberbürgermeister seit 1994 nahezu unangefochten. Bei der vorangegangenen Wahl 2009 war er mit mehr als 90 Prozent Zustimmung gewählt worden. Allerdings lag die Wahlbeteiligung damals bei lediglich 27,3%.
Mit dem Wahlergebnis zeigte sich Hütten mehr als zufrieden:
„Das ist ein beeindruckender Vertrauensbeweis. Ein solches Ergebnis macht mich froh und glücklich und ist für mich zugleich auch Ansporn, Andernach mit großer Verantwortung und Gemeinsamkeit in eine gute Zukunft zu führen.“
Den Ausgang der Wahl hatte er ab 17.45 Uhr in seinem Büro im Rathaus verfolgt – nur mit Familie und engsten Freunden. Alle anderen mussten bis zum Auszählen des letzten der 26 Wahlbezirke bis kurz nach 19 Uhr im Flur warten. Der Wahlkampf war strapaziös für ihn:
„Ohne meine Familie und Freunde hätte ich das nicht geschafft. Ich bin ja keine 35 mehr“, gestand Hütten.
Zur Qualität der Kandidatur seines Mitbewerbers äußerte er sich diplomatisch:
„Ich messe mich gern, und ich diskutiere auch gern. Aber Franz ist jemand, der sich um Kommunalpolitik bisher wenig gekümmert hat.“
Kurzer Faktencheck:
Franz Haas war vor einiger Zeit „Andernacher des Jahres“, ist als Original („de Fränz“) stadtbekannt, aber politisch ein unbeschriebenes Blatt.
Was ihm viele zugute halten: Mit seiner Kandidatur setzte der gelernte Landwirt, spätere Berufskraftfahrer und jetzige Mitarbeiter des städtischen Bauhofs ein Signal, mit dem er zeigte, was Demokratie bedeutet und wert ist: nämlich die Wahl zwischen mindestens zwei Angeboten zu haben. Denn weder bei dieser noch bei der Wahl 2009 wollten die im Stadtrat vertretenen Parteien einen eigenen Kandidaten aufstellen – aus Scheu vor dem Risiko einer bitteren Niederlage.
So reagierte Franz Haas am Wahlabend auch alles andere als enttäuscht über sein Abschneiden.
„Ich hatte wenigstens den Mut, anzutreten. Und darauf kommt es an“, erklärte der städtische Bauhofmitarbeiter stolz. Augenzwinkernd fügte er hinzu: „Vielleicht sehen wir uns in acht Jahren wieder.“ Vielleicht. Bis dahin bleibt Achim Hütten jedenfalls sein Chef.
Reaktionen im Stadtrat
Gerhard Masberg (CDU): „Oberbürgermeister Achim Hütten ist ein loyaler politischer Partner. Wir haben in der Vergangenheit sehr positiv bei gemeinsam angestoßenen Projekten zusammengearbeitet. Wir freuen uns auf weitere acht Jahre guter Zusammenarbeit.“
Hartmut Dressel (FWG): „Gut, dass der alte OB auch der neue OB ist. Die Alternative war keine Alternative.“
Christoph Henrichsen (Bündnis 90/Grüne): „Gratulation an Achim Hütten! Aber ich wünsche mir, dass man im Stadtrat in den nächsten Jahren mehr sachliche Auseinandersetzungen sucht, um beste Lösungen zu finden. Es war gut, dass noch jemand kandidiert hat. Die höhere Wahlbeteiligung gegenüber 2009 ist sehr erfreulich.“
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