KOBLENZ. -mdz- Alter schützt vor Demo nicht: Hoch betagt sind die Protestler im Gülser Laubenhof. Sie wissen, wie schwierig es ist, auf beispielsweise ein Taxi oder Verwandte mit einem Pkw angewiesen zu sein, wenn es mal zum Arzt oder auch nur auf einen Ausflug geht. Mit dem Linienbus zumindest wird es schwierig: Die nächst gelegene Haltestelle liegt gut anderthalb Kilometer weit weg im Gülser Neubaugebiet. Die Steigung der Straße zu dieser ist für Gehbehinderte kaum zu bewältigen. Deshalb demonstrierten sie jetzt mit dem Ziel einer Haltestelle vor ihrem Domizil. Doch derzeit stehen die Chancen dafür eher schlecht . . .
Streckenbezogen ist es durchaus möglich, dem Bus eine Haltestelle vor der Gulisastraße 122 – dort befindet sich das Wohnheim der Seniorenresidenz Laubenhof – einzurichten: Breit genug ist die Straße; zumindest gibt’s weitaus in Koblenz schmälere Sträßchen mit Haltestellen. Doch müsste die Linie 13 in Bisholder aus Sicht der Haltestellen-Befürworter eine Schleife einlegen, um die Gulisastraße mitzunehmen, also einen Umweg fahren.
Einen Umweg wählten jetzt auch Roman Klein, Geschäftsführer der ISA Domizil GmbH, die unter anderem auch den Laubenhof betreibt, und die Bewohner: Sie riefen zu einer Protestdemo auf, zu der neben Vertretern des Seniorenbeirats und des erst kürzlich gegründeten Behindertenrats Koblenz und Umgebung (BKU, wir berichteten) auch Ortsvorsteher Hermann-Josef Schmidt und Baudezernent und OB-Kandidat Bert Flöck erschienen.
Zudem zeigten auch die OB-Kandidaten David Langner, Hans-Peter Ackermann und Bundestagsmitglied Detlev Pilger – immerhin gilt die heiße Phase des Wahlkampfs seit spätestens dieser Woche als eingeläutet – Präsenz.
Politisch vorgefühlt wurde bereits im Februar 2016. Schmidt sprach mit dem Koblenzer OB vor gut einem Jahr über den Sachverhalt. Damals wurde als Ziel bereits der Herbst 2016 für die Einrichtung ins Auge gefasst. Die Möglichkeiten auszuarbeiten erforderte aber mehr Zeit. Baudezernent Flöck; „Die evm als Betreiber des städtischen Personennahverkehrs musste zunächst ein Angebot erstellen und abgeben.“
Ein solches Projekt müsse, da es aus Stadtmitteln mitzufinanzieren ist, in die Haushaltsberatung einfließen. Hinzu komme: Die evm hat der einfachen Lösung, den Bus in Bisholder eine Schleife drehen zu lassen, recht schnell verworfen. Die Kosten für die Einrichtung einer neuen Buslinie kämen also noch hinzu.
Das Mammutprojekt macht aus Sicht der Heimbewohner aber doppelt Sinn: Nicht nur Mitarbeiter und Bewohner, sondern auch Besucher profitierten von ihr.
Und überhaupt komme den Gülsern die Haltestelle auch zu Gute. Vor allem aber die Bewohner könnten mit ihr zweifellos besser als derzeit am gesellschaftlichen Leben teilhaben.
Der Schängel hat bei der evm Verkehrs GmbH nachgehakt, deren jetziger Vertrag über den ÖPNV mit der Stadt noch bis ins Jahr 2019 läuft. Die Änderung im Fahrplan sieht die Tochtergesellschaft der evm als nicht realisierbar: „Die evm-Gruppe zeigt Verständnis für das Anliegen der Bewohner der Senioreneinrichtung Laubenhof“, so evm-Pressesprecher Marcelo Peerenboom gegenüber unserer Zeitung.
„Allerdings ist ihr Wunsch nicht ohne Weiteres umsetzbar. Die Fahrplanexperten der evm Verkehrs GmbH haben im Auftrag der Stadt Koblenz im Mai den Fall einmal durchgespielt, die Linie 13 so umzugestalten, dass sie werktags von 7.30 bis 19.30 Uhr jeweils auf der Hin- und auf der Rückfahrt an der Seniorenresidenz hält. Aufgrund der Gegebenheiten vor Ort hätte diese Veränderung eine Verlängerung des Linienwegs um rund 36 000 Kilometer im Jahr zur Folge. Außerdem hätten wir eine jährliche Kostensteigerung in sechsstelliger Höhe. Wir gehen davon aus, dass solchen Kosten keine auskömmlichen Erlöse gegenüberstehen würden.“
Im Klartext heißt das: Über die evm wird’s keine zusätzliche Bushaltestelle für die Laubenhof-Senioren in Güls geben. Da 2020 dann aber das Nahverkehrskonzept in eine neue Runde geht, juckt’s BKU, Seniorenbeirat und dem in der Sache engagierten Gülser Ortsbeirat schon jetzt in den Fingern, die Weichen richtig zu stellen . . .
Fotos: Dietz