LEUTESDORF. -nsc- Schroffe Schieferfelsen, alte Burgen und Weinberge: Dafür ist das Mittelrheintal bekannt. Die einzigartige Kulturlandschaft schrumpft allerdings seit Jahrzehnten. Sarah Hulten, Mittelrhein-Weinkönigin von 2015/16, möchte mit ihrem Weinbergprojekt dagegen angehen und startet ihren Plan R – wie Riesling, Rhein und Rekultivierung.
Gerade einmal 470 Hektar Rebfläche von einst 2000 Hektar sind noch übrig. Vielerorts wurden vor allem die alten Terrassenlagen brachgelegt – zu aufwendig sei die mühselige Arbeit geworden. Seitdem verwuchern die einstigen Steillagen zunehmend. Damit verschwinden nicht nur Anbauflächen, sondern auch schützenswerte Biotope, die in der Kulturlandschaft entstanden sind. Genau hier setzt das Projekt der 26-Jährigen an.
Mit vielen Unterstützern zum Erfolg
Mit der Unterstützung von vielen interessierten Menschen möchte Sarah Hulten nach mehr als 40 Jahren eine solche Brache am Rheinsteig von Dornenbüschen befreien. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, meinen Teil zum Erhalt der wertvollen Kulturlandschaft am Mittelrhein beizutragen“, sagt die junge Leutesdorferin. „Darüber hinaus ist es mir wichtig, interessierte Menschen in das Projekt einzubinden, zu informieren und die Wertigkeit des Steillagenweinbaus zu vermitteln“, begründet die junge Frau ihre Entscheidung, das Projekt mit Hilfe von Crowdfunding zu finanzieren.
Dabei springt für jeden Mitfinanzierer auch etwas heraus: Neben dem Erhalt einer einzigartigen Landschaft, gibt es diverse Dankeschöns und auch eine Rebstockpatenschaft kann übernommen werden. „Früher hatte fast jede Familie noch einen kleinen Weinberg für den Eigenbedarf. Das ist heute nicht mehr der Fall. In meinem Weinberg haben die Unterstützer nun die Möglichkeit, wieder ihre eigene Weinrebe zu haben“, sagt die ehemalige Repräsentantin des Mittrheinweins.
Ziele und Umsetzung
Das Weinbergprojekt dient nicht nur zum Erhalt der wertvollen Kulturlandschaft, sondern auch dem Schutz eines besonderen Lebensraums für viele Tierarten, wie Eidechsen, Schmetterlinge und Bienen. Bei umweltschonender Bewirtschaftung möchte die junge Frau auf 100 % Handarbeit und eine vielfältige und bienenfreundliche Bepflanzung setzen.
Mit dem ersten Fundingziel in Höhe von 10 000 € ist der Grundstein für das Projekt gelegt. Mit dem Betrag wird zunächst die untere Trockenmauer aufwendig saniert und der Boden für die Bepflanzung im März vorbereitet. Die Summe ermöglicht es ebenfalls, die bestellten Rieslingreben für zweieinhalb Terrassen zu kaufen. Darüber hinaus werden weitere benötigte Anschaffungen, wie unter anderem ein Regenreservoir und umweltschonende Pflanzenschutzmittel, finanziert.
Das zweite Fundingziel in Höhe von 17 000 € ermöglicht eine bienenfreundliche Begrünung zwischen den Reben. Zudem können weitere Mauern repariert und teilweise sogar neu aufgebaut werden. Auch die obere Terrasse kann dadurch bearbeitet werden. „So kann die gesamte Parzelle von 1800 Quadratmetern in den kommenden Jahren aus dem Dornröschenschlaf erweckt werden“, freut sich Sarah Hulten.
Jeder kann mit machen
Noch bis einschließlich Donnerstag, 18. Januar, hat jeder – ob Weintrinker, Genussmensch, oder Naturfreund – die Möglichkeit, sich an dem Projekt zu beteiligen.
„Es ist sicherlich kein alltägliches Projekt, doch es bereitet mir sehr viel Freude, dass mein Plan R bisher auf so viel Zuspruch stößt“, erzählt Sarah Hulten. „Ich bin meinen Unterstützern unglaublich dankbar und freue mich vor allem auch schon auf die Rebstockpaten, von denen einige ihre Rebe sogar selbst Pflanzen werden.“
Weiter Infos zum Crowdfunding Plan R gibt es hier.
Fotos: Jacqueline Carina Werrmann